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Röntgenapparate zum Durchleuchten des Körpers gibt es nicht nur beim Arzt: Mit einer handelsüblichen Kleberolle lässt sich zu Hause Röntgenstrahlung erzeugen. Das haben amerikanische Forscher im Selbstversuch bewiesen.
Um einen Röntgenapparat im eigenen Wohnzimmer zu bauen, braucht es nicht mehr als ein Vakuum und eine Rolle handelsübliches Klebeband. Wie einfach sich Röntgenstrahlung erzeugen lässt, haben Forscher der Universität von Kalifornien in Los Angeles gezeigt.
"Wir wollen nicht, dass die Leute sich jetzt davor fürchten, Klebeband im Alltag zu benutzen", erklärt Juan Escobar, einer der Forscher, gegenüber der amerikanischen Zeitschrift Nature, die in der aktuellen Printausgabe über die Forschungsergebnisse berichtet. Niemand müsse Angst haben, Röntgenstrahlen ausgesetzt zu sein, wenn er ein Geschenk einpacke.
An dieser Stelle findet ihr ein Video von Youtube, das den Artikel ergänzt. Mit einem Klick könnt ihr euch dieses anzeigen lassen.
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Im Video führen die Wissenschaftler ihr Röntgengerät vor.
Beim Abrollen unter Alltagsbedingungen strahlt lediglich Licht ab - ein Experiment, das jeder zu Hause in einem dunklen Raum nachmachen kann. Zum gleichen Effekt kommt es beim Aufreißen eines selbstklebenden Briefumschlags oder beim Zerdrücken eines Zuckerwürfels. Ein Phänomen, das bereits 1605 der englische Philosoph Francis Bacon entdeckte.
Diese Leuchterscheinung nennt sich Tribolumineszenz - eine Art Reibungslicht, welches durch das Aneinanderreiben von zwei Flächen entsteht. Über die mögliche Freisetzung von Röntgenstrahlen berichteten erstmals 1953 russische Wissenschaftler. Escobar und sein Team an der Universität von Kalifornien wollten die These bestätigen und traten mit ihren Versuchen den Beweis an.
Sie bauten ein Gerät mit zwei Spulen, das an ein Tonbandgerät erinnert. Ein Elektromotor sorgt dafür, dass die Klebebandrolle im Vakuum mit einer Geschwindigkeit von drei Zentimetern pro Sekunde abgerollt wird. Durch ein Sichtfenster dringen die dabei freigesetzten Röntgenstrahlen nach außen.
Wie im Röntgenapparat beim Arzt lässt sich damit der menschliche Körper durchleuchten und auf Film festhalten, wobei Knochen und innere Organe auf den Aufnahmen sichtbar werden. Der Grund für die Strahlung: Beim Abrollen des Klebefilms kommt es zu einer elektrostatischen Spannung zwischen der klebenden und der glatten Seite des Bandes, die ruckartig auseinandergezogen werden. Diese Spannung bewirkt in normaler Umgebung das Aussenden von Licht, im Vakuum wird dagegen Röntgenstrahlung frei.
Soweit die Theorie - warum im Vakuum aber eine so starke Röntgenstrahlung entsteht, wissen die Forscher nicht mit Sicherheit. Sie selbst zeigen sich verwundert über den Ausgang ihrer Experimente: Die Strahlung genügt, um durch einen Finger zu dringen und einen Röntgenfilm zu belichten, auf dem später die Knochen zu sehen sind.
Das Team um Escobar will nun das gleiche Experiment mit verschiedenen Materialien durchführen und untersuchen, wie viel Strahlung sich mit anderen Klebemitteln erzeugen lässt. Ein Forschungsziel in weiter Ferne ist dabei die Entwicklung von einfachen Röntgengeräten für Dritte-Welt-Länder.
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